Hanni Schierscher

Beschreibung

Geboren 1943 in Vaduz. Seit ihrer Jugend beschäftigt sie sich mit Musik. Später kam die Kunst dazu. Ende der 80’ger Jahre hat sie das Zeichnen für sich entdeckt und Mitte der 90’ger Jahre sind Tusche, Tinten und Farbe dazugekommen. Japanpapier und chinesisches Reispapier haben sich für ihre Arbeiten als am besten geeignet erwiesen. Die dynamische Setzung einer Linie löst einen eigenwilligen, eigenständigen Prozess mit und auf dem Papier aus. Ein Spiel zwischen Bestimmen und Geschehenlassen, Tun und Beobachten.

Die durchwegs unbetitelten Papierarbeiten von Hanni Schierscher liegen in ihrer Leichtigkeit und Zartheit sanft auf dem Boden oder hängen, an Klammern oder mittels Nadeln befestigt an der Wand, von Luftzügen leicht bewegt. Bei der Entstehung durchtränkt von Farben und Wasser sind das Papier als Trägermaterial und die Farben und Tinten getrocknet eins geworden und haben weniger von einem Bild als von einem farbigen Gegenstand, der deutlich haptische Qualitäten aufweist. Die Formationen, die mit, auf und in dem Papier entstehen, regen zu erinnerndem Nachdenken an, als würde Bekanntes wieder erkannt werden, als zeichneten sich übergeordnete physikalische Regeln und Erscheinungen in ihnen ab. Haben doch ein Flussdelta, Baumwuchs, lodernde Flammen, Wurzelwerk, menschliche Nerven- und Adersysteme sowie Wolkenstrukturen usw. usf. eine Ähnlichkeit in ihrer Struktur, die die Eingebundenheit in ein grosses System wiedererkennen lassen.

Abstrakt oder Naturalistisch? Beides trifft auf Hanni Schierschers Arbeiten nicht zu, folgen sie doch eher Prinzipien der Natur, ohne diese jedoch direkt bildhaft abzubilden. Vielmehr findet ein Dialog statt, der hochbewusst angeschoben, vielleicht leicht gelenkt, aber nie präzis zielgerichtet ist, sondern dem Fluss der Farben folgt und ihrer Mischung und ihrem spezifischen Gewicht, wodurch die einen Farbpigmente im Fluss und im Trocknen eher halt macht, andere weiterziehen. Hanni Schierscher wird in ihrem Tun zur Begleiterin eines Vorgangs, ja durch Ihren Anstoss eher Teil des Werkes als nur Autor einer künstlerischen Arbeit.

Früher ausgehend von gesetzten und verschwimmenden Streifen, mal mehrfarbig, mal nur in grauen Abstufungen der verdünnten Tusche, fand sie zur vollkommenen Sättigung des Trägermaterials Papier, das zur Auflösung vom Begriff Bild oder Skulptur führte und vielleicht weniger die moderne Frage nach dem Bild als Gegenstand stellt, als diese Frage durch ihre Werke geradezu aufgelöst erscheinen lässt.

Ein anderer Schritt führte Hanni Schierscher zur direkten Benutzung verwelkter Blüten, denen sie durch auflegen und Wässerung oder manchmal auch Färbung nun wirklich ein Abbild entlockte, indem die Flüssigkeit der Pflanze ins Papier gezogen und getrocknet die Pflanze gleichsam auf das Papier überträgt. Die Übertragung, manchmal bis hin zur untrennbaren Verbindung einiger Blütenteile mit dem Träger, schafft wiederum mehr einen Dialog mit der Natur, einen Übergang, denn ein einfaches Abbild.

Ein weiterer Ansatz ihrer Arbeit ist ein Schreiben von Gedichten (hauptsächlich Emily Dickinson) mit dem breiten Pinsel geworden, der wiederum das Verfliessen der Farben beinhaltet eingedenk der Vorgänge, mit denen sie vertraut ist. Lesbar sind die Texte für den Betrachter nicht, aber der Eindruck entsteht, dass menschliches Denken wie in die Natur künstlerisch eingegangen ist. (Axel Jablonski)


Einzelausstellungen (Auswahl):

2019
Galerie Hollabolla „innen und aussen“, Eschen, Liechtenstein

2010
Mezzanin Stiftung für Kunst „Arbeiten in der Sammlung Mezzanin“, Schaan, Liechtenstein

2009
Domus „Wasser, Farbe, Papier“, Schaan, Liechtenstein

2003
St. Arbogast „fliessende Linie“, Götzis, Österreich

2000
Stein Egerta „Spuren“, Schaan, Liechtenstein


Gruppenausstellungen (Auswahl):

2021
Triennale 2021, Kulturzentrum Gasometer, Triesen, Liechtenstein

2019
switch & flow, Galerie Art d’Oséra, Diepoldsau, Schweiz

2018
Wegbereiter_innen, Kunstraum Engländerbau, Vaduz, Liechtenstein

Triennale 2018, Küefer-Martis-Huus, Ruggell, Liechtenstein

2016
Grenzgänger, Otten Kunstraum, Hohenems, Österreich

WUNDERN - Werke aus der Kunstsammlung der Mezzanin Stiftung, Kunstmuseum Appenzell, Schweiz

2015.
SPECTATOR NATURALE, Galerie am Lindenplatz, Vaduz, Liechtenstein

Triennale 2015, Alter Pfarrhof, Balzers, Liechtenstein

2014
„Kunstadapter“, Aarau, Schweiz

2013
Tenn „Hanni Schierscher - Martha Büchel“, Vaduz, Liechtenstein

Engländerbau „Künstler aus Monaco und Liechtenstein“ BBKL, Vaduz, Liechtenstein

2011
Lockremise „AZWO 11“, Buchs, Schweiz

Kunstmuseum Liechtenstein „Carte blanche BBKL“, Vaduz, Liechtenstein

„DE L’IMPORTANCE DES PAYSAGES DANS LA VIE DES HOMMES“, Monaco, Monte Carlo

Kaufin, Schichtwechsel “Dreck hält warm - Grüsse aus dem Unterholz??, Schaan, Liechtenstein

2008
Engländerbau „BBKL Labor“, Vaduz, Liechtenstein

1997
Infra „Frauen“, Schaan, Liechtenstein


Illustrationen:

2012
"Man weiss nicht genau was man nicht weiss“ von Hans Jörg Rheinberger mit Illustrationen „IRIS“ von Hanni Schierscher, Ed. Schichtwechsel. Vaduz, Liechtenstein

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